Warum gute Internet-Texte nicht billig sind!
Das ist eine Hommage an alle die Auftraggeber, die wissen, was ein guter Text kann und wert ist und ein Denkanstoß für all diejenigen, die immer noch glauben, mit billigen Texten schnelles Geld zu verdienen.
Am Freitag war es wiedermal so weit. Auf einer hier nicht genannten Internetplattform wurde ein Text-Auftrag vergeben, dessen Wortpreis bei sage und schreibe 0,006 Cent lag. Ja, Sie haben richtig gelesen. Nach gefühlten 999 Hinweisen verschiedener Texter, dass dies doch nur einen Textpreis von 1,8 Cent bei 300 Wörtern ergeben würde, hatte das auch der Auftraggeber kapiert. Bei ihm lautete die Rechnung: 0,006 Cent x 300 Wörter = 1,80 €. Gut, das kleine 1×1 ist halt nicht jedermanns Sache. Bei solch einem Auftraggeber würde ich mir natürlich schon die Frage stellen, was dann mit meinen Rechnungen passiert.
Eine kleine Rechnung für Auftraggeber
Manch Auftraggeber wird es sicher nicht glauben, aber ja, auch Texter haben Rechnungen zu bezahlen. Für alle die Auftraggeber da draußen, die immer noch glauben, Texter mit einem Wortpreis von einem Cent oder weniger abspeisen zu können eine kleine Rechnung.
Eine durchschnittliche Sekretärin schreibt 280 Anschläge in der Minute. Ein Text von 300 Wörtern hat ca. 3750 Anschläge. Das sind Summe summarum etwa 13 Minuten für einen Text von etwa 300 Wörtern. Da ist aber noch keinerlei Recherchearbeit dabei, sondern nur die reine Schreibarbeit. Bei einem Cent pro Wort macht das etwa 12 Euro die Stunde. Brutto wohlgemerkt, denn Kosten sind davon noch nicht abgegangen! Mit Recherche kommen real maximal 2 Texte die Stunde raus. Bei manchen Texten noch weniger. Der Einwand „keine Recherchearbeit notwendig“ sollte mal von Auftraggebern genauer definiert werden, denn bei fast jedem Text sind Recherchearbeiten notwendig, es sei denn, der Texter ist Fachmann auf dem Gebiet. Aber welcher Texter beherrscht schon jedes Fachgebiet. Und auch die Keyword-Recherche, Textkontrolle, Prüfung auf Unique Content und Kontrolle von Rechtschreibung und Grammatik nehmen Zeit in Anspruch.
Und nun die Rechnung:
Bei 2 Texten in der Stunde mal 8 Stunden am Tag und 5 Tagen in der Woche hat der Texter real ganze 960 Euro im Monat verdient. Davon gehen ab Telefonkosten, Kosten fürs Internet, Einkommensteuer, Krankenkasse, Rentenversicherung, Versicherungen, Miete, Strom, ab und zu muss auch noch ein neuer Rechner, Drucker oder ähnliches rausspringen, Spritkosten für Fahrten zum Kunden, Klamotten, ach ja und Essen, das muss der Texter natürlich auch ab und zu haben. Von Urlaub und Ausflügen mit den Kids rede ich gar nicht erst.
Also:
Einkommen | 960,00 € |
abzüglich:
Einkommenssteuer etwa 20% | 190,00 € |
Miete | 500,00 € |
Telefon/Internet | 50,00 € |
Strom | 80,00 € |
Versicherungen | 50,00 € |
Fahrzeugkosten | 100,00 € |
Krankenkasse | 250,00 € |
Ach Mist, wir sind ja schon bei -260,00 € und da sind noch nicht mal alle Kosten aufgeführt und, sorry, der Texter ist gerade vorm Rechner verhungert und verdurstet. Dabei hat er doch den umwerfenden Preis von einem Cent pro Wort erhalten.
Obendrein übernimmt der Texter natürlich noch die Verantwortung für Unique Content. Und es sei hier mal gesagt, Contentklau kann teuer werden. Eventuelle Wünsche zur Nachbesserung sind in dem Preis auch schon einbezogen, so dass es gut möglich sein kann, dass die 960,00 € nicht mehr realisierbar sind. Über nichtzahlende Auftraggeber schweigen wir jetzt lieber, denn die kürzen den Verdienst auch noch.
Aber die Auftraggeber haben jetzt tolle Texte!
Weit gefehlt, denn die Texte wurden ja nur halbherzig recherchiert, weil einfach die Zeit dazu fehlte. Von kreativen und fantasievollen Texten, die Lesern einen Mehrwert bieten und auch von selbigen weiterempfohlen werden, wollen wir jetzt nicht reden. Auch dazu war die Zeit zu knapp. Nun kommt sicher der Einwand: „Ich brauche die Texte nur zum Linkaufbau.“ Spätestens seit Panda und Pinguin Update sollte jedem klar sein, dass Google solche Texte links liegen lässt. Die Links aus diesen Texten sind nix, null, nada wert und haben für den Aufbau der Linkpopularität keinerlei Relevanz. Auftraggeber, die jetzt staunen, weil ihre Website keinen Fortschritt bei der Googleplatzierung macht, sei gesagt: Das habt Ihr selber verbockt mit billigen Texten. Geiz ist eben nicht immer geil.
Jeder Text ist eine Visitenkarte!
Meine Auftraggeber wissen ganz genau, jeder Text, der im Internet über ihre Firma berichtet, ist eine Visitenkarte. Keiner meiner Auftraggeber möchte einen Text, der ein schlechtes Licht auf ihr Unternehmen wirft. Wer immer noch glaubt, dass die Texte im Internet nicht gelesen werden, hat das Internet nicht verstanden. „Content ist King“ ist nicht nur ein daher geworfener Slogan, sondern Realität. Und Google & Co meinen damit nicht zweit- oder drittklassige Texte ohne Sinn und Verstand. Nur hochwertige Texte, die dem Leser einen Mehrwert bieten und interessant geschrieben sind, lösen den begehrten Klick auf den Link aus und lassen im günstigsten Fall den Leser zum Kunden werden. Und genau das ist doch das Ziel eines jeden Textes.
Und damit sei all den Auftraggebern mal „Dankeschön“ gesagt, die gute Texte zu schätzen wissen. Der Preis für die Texte hat sich bei diesen Auftraggebern schon nach kurzer Zeit amortisiert, denn ihre Seiten ranken bei den Suchmaschinen und die Texte verkaufen. Und das dauerhaft.